Vom Wachsen und Vergehen
Wachstum ist das Zauberwort für die Bewahrung unseres Wohlstands. Nicht wachsen wird gleich gesetzt mit Stillstand, mit sinkenden Steuereinnahmen, mit dem Zurückfahren von kulturellen und sozialen Angeboten, mit dem unausweichlichen Gang in Tristesse und Bedeutungslosigkeit.
Mehr Betriebe, mehr Arbeitsplätze, mehr Wohnungen – ohne das, so die Befürchtung, geht es bergab. Und wenn ein Betrieb abwandert oder sich nicht ansiedeln kann, erscheint das schon als der Beginn des Untergangs.
Und doch ist eigentlich klar, dass es ein endloses Wachstum nicht geben kann. Ja, ist es nicht sogar so, dass neues Wachstum nur stattfinden kann, wenn Altes vergeht? Wenn wir in die Natur schauen, wird das offensichtlich. Das Absterbende ist der Nährboden für das neue Wachstum. Und auch die menschliche Gesellschaft kann nur funktionieren, weil zum Leben immer auch der Tod gehört. Jede Weiterentwicklung, sei es in der Natur oder in der menschlichen Kultur oder Technik, ist nur möglich, wenn etwas Altes weicht.
Die Vielfalt auf unserer Erde ist durch den ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen entstanden, aber es fällt uns Menschen erstaunlich schwer, diesen offensichtlichen Zusammenhang in unsere Überlegungen und Entscheidungen einzubeziehen.
In unserer Vortragsreihe wollen wir aus unterschiedlichen Blickwinkeln auf die Verbindungen zwischen Leben und Sterben, zwischen Wachsen und Vergehen schauen. Vielleicht kann es dann gelingen, mit einem neuen und mutigen Blick Tod und Vergehen ebenso in die Überlegungen und Entscheidungen einzubeziehen wie Fortschritt und Wachstum – im persönlichen Umfeld genauso wie in der Stadtentwicklung.
Barbara Kley, Dr. Sybille Hartmann, Dr. Manuel Haus
Programm
Freitag, 4. Februar 2022, 17 Uhr
Jede Blüte will zur Frucht, jeder Morgen Abend werden: Texte und Musik zum Thema „Leben heißt Wachsen und Vergehen“
Gertrud Scheuberth und Uwe Liebe-Harkort
Freitag, 4. März 2022, 17 Uhr
Neues Leben aus vergangenen gewerblichen Konzepten, Strukturwandel und Stadtentwicklung
Peter Wilke, Amt für Wirtschaft und Immobilien, Stadt Reutlingen
Freitag, 1. April 2022, 17 Uhr
Wachsen und Vergehen – der Wald ein Kreislaufmodell?
Prof. Dr. Bastian Kaiser, Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg
Freitag, 6. Mai 2022, 17 Uhr
Vom Werden und Vergehen – zur kulturellen Bedeutung der Hospizbewegung
Ulrich Hufnagel, Hospizleiter i. R., Studium der Religionswissenschaft und Indologie (M.A.)
Freitag, 3. Juni 2022 17 Uhr
Alterndes Geld – Modelle für seine Vergänglichkeit
Ingrid Suprayan, Tübingen
Freitag, 1. Juli 2022 17 Uhr
Mit dem I Ging durch die Zeit – eine deutsch- chinesische Perspektive auf unsere Welt im Wandel
Oliver Radtke, Sinologe, Gastprofessor an der Shenzhen Technical University (SZTU) und Generalsekretär des Deutsch-Chinesischen Dialogforums
Freitag, 2. September 2022, 17 Uhr
Der Garten wächst nicht mit – Die Vitalität der Pflanzen in einem begrenzen Raum
Exkursion mit Brigitte Fiebig, Botanischer Garten Tübingen
Freitag, 7. Oktober 2022 , 17 Uhr
Wollen wir ewig leben? Ethische Fragen an die biologische Alternsforschung
Dr. Uta Müller, Wiss. Mitarbeiterin am Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften der Universität Tübingen
Freitag, 4. November 2022 , 17 Uhr
Der Tod als Grenze – Zeit und Ewigkeit aus der Sicht der Weltreligionen
Johannes Dürr, Pfarrer i.R.
Freitag, 2. Dezember 2022, 17 Uhr
Wachsende und schrumpfende Städte
Prof. Dr. Albrecht Müller, Tübingen
Teilnahme an den Veranstaltungen ist kostenlos.
Die Vortragsreihe im Jahr 2022 wird zunächst in einem Online-Format stattfinden. Wir hoffen, das Haus recht bald wieder für Gäste öffnen zu können. In jedem Fall wie es die Möglichkeit geben, Fragen an die Vortragenden zu stellen.
ZUGANG erhalten Sie über die Veranstaltungsseite LebensPhasenHaus
https://lebensphasenhaus.de/de/angebot/events
Wegbeschreibung
LebensPhasenHaus
Rosenau 9 (neben dem Hofgut Rosenau)
72076 Tübingen